Liebe Schnaiterin,
gerne erkläre ich Ihnen, wie es dazu kam, dass Weinstadt im Rahmen der Gartenschau ein Wiegenfest feiern und dieses mit einem Zug der Weinstädter Mütter beginnen lassen möchte.
Die Idee dazu fußt auf einer Begebenheit von vor über 900 Jahren, als in Weinstadt Geschichte geschrieben wurde und in Beutelsbach das Adels- und Königshaus Württemberg und damit im weiteren Verlauf das Land Baden-Württemberg seinen Anfang genommen hat. Und das kam so: Konrad, der erste namentlich bekannte Vertreter des Geschlechts der Württemberger, wird in Urkunden um 1080 nach Beutelsbach benannt. Seine Schwester Luitgard von Beutelsbach heiratete 1080 einen bisher Unbekannten, derweil ihr Bruder Konrad von Beutelsbach auf dem Rotenberg die Burg Württemberg baute und sich fortan Konrad von Württemberg nannte. Selbst ohne Nachwuchs, wurde sein Neffe, also Luitgards Sohn Konrad, sein Nachfolger und damit Graf von Württemberg. Luitgard von Beutelsbach gilt seither als die Stammmutter der Württemberger und Weinstadt als die Wiege Württembergs.
Dieses doch recht bedeutende Ereignis will Weinstadt nun mit einem Wiegenfest feiern und zusätzlich in einem übertragenen Sinn in der heutigen Zeit fortschreiben. Dass das Haus und das Land Baden-Württemberg in Weinstadt seinen Anfang genommen hat, ist dabei das geschichtliche Fundament, auf dem eine Brücke in die Gegenwart und Zukunft geschlagen und der Wiege Württembergs einer neuer Bedeutung zugeführt werden soll.
Eine Wiege steht immer auch für neues Leben, für Fürsorge und Geborgenheit. Im übertragenen Sinn bedeutet das also: in Weinstadt kann Neues entstehen und wachsen, besondere Menschen, Ideen, Vorhaben und Innovationen finden hier einen fruchtbaren Boden, Weinstadt kann langfristig zum Initiator oder fördernden Partner in der Kunst, Kultur, der Natur als auch in der Wirtschaft werden. So der Plan. Mit dem Wiegenfest wird also in einem ersten Schritt die Geschichte Weinstadts als die Wiege Württembergs gewürdigt als auch die Person, die darin eine wichtige Rolle spielt, nämlich Luitgard von Beutelsbach. Deshalb steht am Anfang des Wiegenfestes auch ein symbolträchtiger Zug der Weinstädter Mütter (stellvertretend für Luitgard von Beutelsbach und auch als Wertschätzung an die Mutter an sich), der an Muttertag von der Stiftskirche Beutelsbach, der ehemaligen Grablege des Hauses Württemberg, in das neue Gartenschaugelände führt. Dies macht die Verbindung von dem historischen Erbe zu der zukünftigen Bedeutung für Weinstadt eindrücklich erlebbar. Dass der „Zug der Mütter“ von Gerlinde Kretschmann als erste Vertreterin des Landes Baden-Württemberg und von Ihrer Königlichen Hoheit Herzogin Diane oder I.K.H. Herzogin Marie als Vertreterin des Hauses Württemberg sowie von Heike Scharmann als Vertreterin der Stadt Weinstadt angeführt wird, ist nicht nur eine große Freude und Ehre für Weinstadt, sondern gibt auch einen eindeutigen Hinweis darauf, dass die Veranstaltung nicht mal im kleinsten Ansatz die Absicht verfolgt, ein Aufleben des Gedankenguts aus der schlimmsten, schwärzesten und verwerflichsten Zeit Deutschlands zu forcieren.
Wenn die Mütter im Gartenschaugelände angekommen sind, werden sie dort von ihren Ehemännern und Kindern erwartet. Die Ehemänner haben bis zur Ankunft schon alles für ein großes Muttertagfrühstück bereitet, die Kinder empfangen sie mit einem bewegenden Dankeslied an alle Mütter. Denn schließlich ist an diesem Tag ja auch ein ganz "normaler" Muttertag.
Ein abwechslungsreiches Kunst- und Kulturprogramm über den Tag hinweg, die Einweihung der eigens gefertigten künstlerischen Installationen zum Thema Wiege, die von Studenten der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart gemacht wurden und die offizielle Eröffnung der Gartenschauareale, machen das Wiegenfest zu einem hoffentlich außergewöhnlichen Ereignis für die Weinstädter Bürger und für alle Besucher der Remstal Gartenschau.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen die Hintergründe für das Wiegenfest verständlich erläutern und würde mich sehr freuen, wenn auch Sie und Ihre Familie diesen Tag mit uns feiern würden.
In diesem Sinne und mit vielen Grüßen aus dem Kulturamt
|